Fertigstellung der größten Pflanzenkläranlage Mexikos absehbar
naturnahe und energieeffiziente Abwasserreinigung für 20.000 Einwohner
Seit 2018 plant die Ingenieurgesellschaft Janisch & Schulz im Auftrag von ProNatura eine vertikal durchströmte Pflanzenkläranlage für Cihuatlán, eine 20.000-Einwohner-Gemeinde an der Pazifikküste von Mexiko. Unter 4 Mitbewerbern konnte Janisch & Schulz die Investoren von einem Konzept überzeugen, bei dem nicht nur auf energieeffiziente Weise das Abwasser gereinigt wird, sondern auch lokale Landwirte profitieren, da das biologisch gereinigte und mittels UV-Licht desinfizierte Wasser zur Bewässerung eingesetzt werden kann. Mit 18.000 m² Filterfläche wird diese Pflanzenkläranlage eine der größten in Südamerika sein, und dabei sogar einen ästhetischen Mehrwert bringen.
Wie bei fast jeder Klärtechnik sind es letztlich Mikroorganismen, die die Schmutzstoffe im Abwasser durch ihren Stoffwechsel neutralisieren. Bei der besagten Anlage in Mexiko leben die Bakterien in einem bepflanzten Bodenfilter aus 30.000 Tonnen Sand und Kies. Aufgrund der intermittierenden Beaufschlagung mit mechanisch vorgereinigten Abwasser kann der Bodenfilter immer wieder abtrocknen und Luft nachziehen, sodass genügend Sauerstoff für die biologischen Prozesse zur Verfügung steht.
Das Wasser wird auf der Oberfläche des Bodenfilters verteilt und durchströmt das Substrat anschließend in vertikaler Richtung. Bei dieser Bauart ist besonderes Augenmerk auf die gleichmäßige Verteilung des Abwassers auf der Oberfläche des Pflanzenbeets zu richten. Dies wird durch die Aufteilung der Gesamtfilterfläche auf 6 Teilflächen gewährleistet, die jeweils über einzeln ansteuerbare Verteilerrohrnetze beschickt werden. Weiterhin wird die Verteilung mittels einer eigens von Janisch & Schulz entwickelten Software hinsichtlich der Durchmesser der Auslaufbohrungen optimiert, unter Berücksichtigung von Druckverlusten durch Rohrreibung und Verwirbelung.
Der in der mechanischen Vorreinigung anfallende Schlamm wird stromlos im Freigefälle auf bepflanzte Vererdungsbeete ausgebracht, wo er trocknet und über mehrere Jahre zu Humus kompostiert.
Im Dezember 2019 wurde feierlich die erste baggerschaufelgroße Ladung Erde ausgehoben und seitdem sind die Bauarbeiten in vollem Gange. Wie bei allen Bauprojekten kam es natürlich auch hier zu unerwarteten Schwierigkeiten. Angefangen von Kuhherden, die nicht so leicht von ihrem gewohnten Weg abzubringen waren, und Krokodilen, die sich im Schönungsteich nieder ließen, bis hin zu einem Jahrzehnt-Orkan, der die schwere Abdichtungsfolie wie Papier flattern ließ. Nach Anschluss der Pumpen und Installation der Technik ist die Inbetriebnahme der Anlage im Frühling 2021 zu erwarten.