Pflanzenkläranlagen im Mischsystem

Rund die Hälfte der kommunalen Kanalisationen in Deutschland sind als Mischsystem ausgelegt, das bedeutet in diese Leitungen wird Abwasser und Niederschlagswasser gemeinsam abgeleitet. Um eine Kläranlage möglichst kompakt und wirtschaftlich zu betreiben ist ein Trennsystem immer sinnvoller, denn dort wird Regenwasser separat erfasst und nur Abwasser gelangt in die Kläranlage.

Der Umbau eines bestehenden Rohrleitungsnetzes ist jedoch eine erhebliche finanzielle Investition, sodass es oft wirtschaftlicher ist die Kläranlage für den Mischbetrieb auszulegen.

Bereits Anfang der 2000er Jahre wurden wir als Planer aufgefordert ein naturnahes System zu entwickeln, das auch für den Mischwasserbetrieb geeignet ist. Mit kleinen kommunalen Pflanzenkläranlagen bis 1.000 Einwohnergleichwerte (EW) sammelten wir die ersten Erfahrungen. Heute planen wir in Mittel- und Südamerika Pflanzenkläranlagen für bis zu 25.000 EW plus Fremdwasser. Trotz des großen Flächenbedarfs von mehreren Hektar sind dort Anlagen in dieser Größenordnung attraktiv, vor allem wegen ihres geringen Energiebedarfs, sowie der einfachen und wartungsarmen Betriebsführung.

Pflanzenkläranlage in Haunetal-Odensachsen wurde ausgelegt für den Mischwasserbetrieb, Inbetriebnahme 2002

Harmonisch eingebettet in die Landschaft reinigen Pflanzenkläranlagen auch Abwasser im Mischsystem.

Pflanzenkläranlage Kastellaun-Eveshausen, reinigt häusliches Abwasser plus Fremdwasser, Inbetriebnahme 2000.

Verbandsgemeinde Kastellaun, Ortsteil Dorweiler, die vertikal durchströmte Pflanzenkläranlage wird im Freigefälle mit Mischwasser beaufschlagt, Inbetriebnahme 2004.

Kommunales Abwasser

Seit dem Jahr 2000 projektieren und bauen wir Pflanzenkläranlagen zur Reinigung von kommunalem Abwasser. Bis auf wenige Ausnahmen haben wir schon früh begonnen unseren Kunden eine naturnahe Lösung für den gesamten Abwasserreinigungsprozess anzubieten. Neben der mechanisch-biologischen Abwasserbehandlung erarbeiten wir auch immer Konzepte für die Reduzierung und Entsorgung der anfallenden Feststoffe.

Dieser Anlagenaufbau hat sich in zahlreichen kommunalen Kläranlagen seit vielen Jahren bewährt. Die Anlagen zeichnen sich aus durch eine einfache Betriebsführung, null bis sehr wenig Energieeinsatz, geringen Pflege- und Wartungsaufwand und einer Lebensdauer von deutlich mehr als 30 Jahren.

Folgender Anlagenaufbau hat sich bewährt:

  1. Die mechanische Vorklärung in einem Imhoff- oder Emscherbecken.
  2. Ein Auflandungsbeet für Sink- und Schwimmstoffe.
  3. Eine im Idealfall stromlose Anlagenbeschickung über eigens entwickelte Systeme oder bei fehlendem Gefälle durch Pumpen.
  4. Eine biologischen Reinigungsstufe, die in fast jeder Form gestaltet werden kann, mit einem leicht zugänglichen Verteilersystem.
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Absetzbecken / Emscherbecken / Imhoff Tank

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Anlagenbeschickung im Freigefälle oder mit Pumpe

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Auflandungsbeet

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Betriebshäuschen

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Vertikal durchströmter Bodenfilter

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Versickerungsmulde oder Einleitung in einen Vorfluter

Der Schlamm aus der Vorklärung wird regelmäßig auf ein Auflandungsbeet befördert. Je nach Anlagengröße und Volumen der Vorklärung kann diese 2 bis 3-mal pro Woche, 1-mal pro Monat oder 4 bis 6-mal pro Jahr erfolgen. Gefördert wird der Rohschlamm im Freigefälle, über festinstallierte Pumpen oder ein Güllefahrzeug mit Vakuumpumpe. Der Schlamm entwässert auf dem Beet, trocknet und wird durch Pflanzenwachstum vererdet.

Ein wesentlich größeres Marktpotential haben Pflanzenkläranlagen außerhalb Deutschlands. Das hat seine Gründe darin, dass hier bereits ein sehr hoher Anschlußgrad an die zentralen Klärwerke besteht und zum anderen, dass der Anschlußzwang an eben diese meist favorisiert wird. Wir haben daraus Konsequenzen gezogen und im Jahre 2011 eine Niederlassung in Paraguay und 2018 eine in Mexiko gegründet.

Marktgemeinde Haunetal, der bepflanzte Bodenfilter ausgelegt für 600 Einwohnergleichwerte (Luftbild aus Google Earth)

Vertikal durchströmter Bodenfilter mit Betriebsgebäude in der hessischen Marktgemeinde Haunetal