Ich bin zwei Pflanzenbeete.
Im Juni 2023 errichteten wir eine Pflanzenkläranlage für die Rosenschule Ruf (www.rosenschule.de) in Steinfurth, Bad Nauheim.
Dort bestand bereits eine Anlage aus dem Jahre 2001. Lange Jahre groß genug, um die Abwässer der Rosenschule zu klären. Aber nun war ein Wohnhaus und ein Café in Planung und auf den Hoffesten fällt auch mehr Abwasser an. Eine neue Kläranlage wurde nötig, am besten auf dem Platz des alten Pflanzenbeets.
Neue Techniken bei Pflanzenkläranlagen machen es möglich, mit wesentlich weniger Platz auszukommen. Statt eines Horizontalfiters (5m² pro Einwohner) oder einfachen Vertikalfilters (4m² pro Einwohner) bietet sich nun ein zweistufiger Vertikalfilter (2 x 1m² pro Einwohner) an. Die Lösung mit zwei Filtern spart viel Platz, erfordert aber auch zwei getrennte Beete mit eigener Beschickung. 50% weniger Sand, Kies und Folie gegen doppelten Aufwand für Pumpen- und Probenahmeschächte. Das lohnt erst ab einer Ausbaugröße von etwa 20 EW.
Die Gegensätze haben wir in diesem Projekt aufgelöst.
Es wurde ein Pflanzenbeet mit zwei hydraulisch voneinander getrennten Filtern errichtet. Beide Filter werden aus einem Pumpenschacht beschickt. Im ersten Filter (Kiesfilter) wird das Abwasser vorgereinigt, dabei etwa 80% der Verschmutzung abgebaut. Der Ablauf führt komplett in die Vorklärung zurück. Durch diesen internen Kreislauf erreichen wir einen hohen, sicheren Nitrat-Abbau.
Das Abwasser, das auf den zweiten Filter (Sandfilter) gelangt, wird darin fertig gereinigt. Es fließt durch die Ablaufdränage zum Probenahmeschacht, dann weiter in den Vorfluter. Hier ist das ein Graben zum Fluß Wetter.
Die Pflanzenkläranlage ist so bemessen, daß sie den Anforderungen des DWA-Arbeitsblattes 262 entspricht. Der zweite Filter wurde auf 1,5m² pro EW ausgelegt, um die maximal zulässige CSB-Belastung pro Quadratmeter nicht zu überschreiten.
Das Pflanzenbeet an der Rosenschule Ruf hat insgesamt eine Fläche von 45m², hinzu kommen Absetzgrube, Pumpen- und Probenahmeschacht. Ziemlich genügsam für 18 Einwohner.
Darf ich die Vorteile des Verfahrens zusammenfassen? Es ist eine Pflanzenkläranlage mit gewohnt hoher Reinigungsleistung, Betriebssicherheit und Robustheit. Dabei beträgt der Aufwand für Sand, Kies und Fläche nur etwa 63% eines einstufigen Vertikalfilters. Die Abbauleistung ist so gut wie bei zweistufigen Vertikalfiltern, im Nitratabbau sogar noch etwas besser. Es werden Ablaufwerte entsprechend der Ablaufklasse D nach Tab. 2 – DWA-A 221 erreicht.
Hans Falkenberg,
April 2024